sa.ntiago.de

Pazifik

09.10.2005 Valparaíso

Ein nahegelegenes Ausflugsziel für Hauptstädter ist die Hafenstadt Valparaíso. An jenem Samstag sind wir in ca. eineinhalb Stunden mit dem Bus von Santiago an den Pazifik gefahren. Enttäuschend war zunächst das Wetter: in Santiago bei herrlichstem Sonnenschein abgedüst, hat uns in Valparaíso kühler Wind ins Gesicht geschlagen und die Sicht war reichlich nebelverdunkelt. Allerdings kann es an der Pazifikküste recht oft passieren, dass man solches Pech mit dem Wetter hat. Die Stadt selbst ist eine der ältesten Chiles und war einst der bedeutendste Pazifikhafen Südamerikas gewesen bis der Panama-Kanal in Betrieb genommen wurde. Den Hafen haben wir auch mit als erstes besucht. Bei dem kalten Wind war uns allerdings nicht so sehr nach Hafenrundfahrt, sondern wir haben uns weiter in der Stadt umgesehen.

Haeuser

Im Gegensatz zu Santiago, wo man historische Gebäude mit der Lupe suchen kann, gibt es in Valparaíso noch viel historische Bausubstanz. Die Stadt selbst gehört auch zum Weltkulturerbe der UNESCO. Valparaíso ist auf steil abfallenden Hügeln gebaut, auf die man zum Teil mittels Fahrstühlen und Liften (ascensores) gelangen kann. Auffällig ist besonders die Farbenvielfalt der Häuser, die jedoch über den teilweise ärmlichen Baustil nur anfänglich hinwegtäuscht. Die meisten Häuser sind einfach aus Wellblech zusammengezimmert und danach bunt angepinselt worden. Man gerät auch schnell in Gegenden, in denen man sich unwohl fühlt und die man schnellstmöglich wieder verlassen möchte. Valparaíso ist auch berüchtigt für Attacken auf Touristen und Diebstähle. Wir allerdings haben wohl Glück gehabt.

Kunst

Die bunten Fassaden der Stadt sind häufig auch noch mit Graffiti verziert. Allerlei Kunst oder Schmiererei - je nach Blickwinkel - trifft man in Valparaíso an. Auch viele Ateliers, Kunstgeschäfte, Kleinkram. Auf einem der Hauptplätze der Stadt befand sich im Freien eine vergleichsweitige mutige Fotoausstellung (siehe Bild) mit nackten, bemalten Körpern von Indigenen und Ausländern. Aufgenommen von Fotografen aus aller Welt. Chile zeigt sich in derlei Dingen recht progressiv. Auch in Santiago lässt sich viel an alternativer und provokanter Kunst finden, die in anderen Ländern Südamerikas wohl nicht möglich wäre. Die immer noch sehr starke katholische Kirche verliert in Chile zunehmend an Einfluss. Kürzlich ist die erste Anti-AIDS-Aufklärungs-Kampagne Chiles gestartet worden mit Plakaten in der Metro und anderswo. Und das trotz des massiven Widerstands der Kirche und der konservativen Parteien.

Cuba

Santiago ist zwar die Hauptstadt Chiles, aber der Nationalkongress sitzt in Valparaíso. Auch insgesamt ist die Stadt politisch dicht aufgeladen. Es finden sich viele politische Aktionen, Redenschwinger vor den Plätzen nahe des Kongresses, Soli-Konzerte für die Unterdrückten nach dem Putsch des 11. Septembers (im Jahre 1973 wohlgemerkt). Diese Botschaften sind massenhaft an viele Häuserwände gesprüht. Solidaritätsaktionen mit Cuba ebenso wie Aufrufe der Ureinwohner. Die größte indigene Bevölkerungsgruppe in Chile stellen die Mapuche-Indianer dar, die primär im Süden Chiles zu finden sind. Wie alle indigenen Völker hatten auch sie unter den Konquistadoren zu leiden und befinden sich heute einer in weniger wohlhabenden Lage die Europäischstämmigen oder die Mestizen. Die unten aufgenommene Häuserwand enthält folgende Botschaft: Desde los bosques nos levantamos como árboles, somos río, sol y viento. Libertad a los/las presos/presas políticos/políticas Mapuche. Das bedeutet soviel wie: Aus den Wäldern kommend erheben wir uns so wie Bäume. Wir sind Wasser, Sonne und Wind. Freiheit für die politisch unterdrückten Mapuche!

Mapuche

Zurück zum Index