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Serena

29.10.-01.11.2005 La Serena

Chile ist streng katholisch und der 1. November ist Allerheiligen - somit ein Feiertag. Mitsamt dem Brückentag am Montag ergab das ein schönes verlängertes Wochenende über vier Tage. Sämtliche Freunde und Bekannte in Santiago waren schon anderweitig verplant, so dass ich mich letztendlich dazu entschieden hat, vier Tage alleine in Richtung Norden zu reisen. Die siebenstündige Busreise hat am Anfang durch das mediterrane, leicht grüne Umfeld Santiagos geführt, immer wieder schöne Küsteneinblicke gewährt und danach ist die Landschaft immer wüstenähnlicher geworden. Kurz vor meiner Reise war die Zeit, in der es in der Wüste regnet und die Kakteen blühen. Ein wenig habe ich auf der Fahrt davon auch sehen können, aber nicht all zu viel. Eine unangenehme Überraschung hat mich nach der Ankunft in La Serena erwartet. Durch den Feiertag waren die ersten Hostals, wo ich unterkommen wollte, alle schon komplett ausgebucht. Nach einer Weile weiteren Suchens habe ich jedoch dann noch eine Unterkunft gefunden. In La Serena angekommen war es recht kühl, weil die Luft am Meer kälter ist. Habe dann noch schnell Kontakt zu ein paar Schweizerinnen und Französinnen gefunden und wir sind dann gemeinsam noch etwas essen und trinken gewesen. Also wenn man alleine unterwegs ist, findet man dann doch recht schnell Anschluss insbesondere unter Backpackern und anderen Reisenden.

Leuchtturm

Den nächsten Tage habe ich mich auf Stadtrundgang gemacht. Bei schönstem Sonnenschein. Etliche alte Kolonialbauten gibt es noch in Serena, ansonsten war am Sonntag nicht viel los - so wie in Chile üblich. Der Stadtrundgang war nach zwei Stunden schnell vorbei, dann habe ich noch ein wenig im Japanischen Garten der Stadt reläxt und wieder mehrere Gespräche über mich ergehen lassen, in denen ich bereitwillig über meine Herkunft Auskunft gab (¿De dónde eres?) und erzählen musste, ob mir Chile gefällt (¿Te gusta Chile?). So ähnlich wie damals in Indien, als ich ständig *Which country you from?* und *Whats your name?* über mich ergehen lassen musste. Auf jeden Fall bin ich nachmittäglich den ganzen langen Weg von der Stadt bis an den Strand gegangen. Schön weit und sandig, mit Leuchtturm. Bin gewarnt worden, dass es gefährlich wäre, an den Strand und auch noch alleine dorthin zu gehen. Habe mich aber prima gesonnt und bin weder ausgeraubt, überfallen noch vergewaltigt worden, was mir nach den Schilderungen eines typischen überängstlichen Chilenens schon längst hätte passiert sein müssen. Bin jedoch nicht ins Wasser, da dieses eisekalt war. Dem kalten Humboldtstrom im Pazifik sei Dank. Gut für die Pinguine, die ein paar Kilometer weiter leben, schlecht für Badewütige. Der Wind hat die Sonne am Strand erträglich gemacht. Am Abend bin ich dann zu meiner kurzfristig gebuchten Tour geeilt. Es ging ein paar Kilometer ins Landesinnere auf die Hochebene zum Sternen-Observatorium Mammalluca. Der Himmel in der Gegend soll mit der klarste der ganzen Welt sein und deswegen beobachten internationale Forscher den Nachthimmel von dort aus. Die Tour und die Sicht waren enorm beeindruckend. Merkur, Venus, Mars - alle mit bloßem Auge erkennbar. Genauso wie die Milchstraße und Magellanschen Wolken. Unzählige Sternbilder haben den Himmel erleuchtet und das Kreuz des Südens hat uns die Himmelsrichtung gewiesen. Habe auf der Fahrt zurück eine Menge Deutscher getroffen und so ist auch die nichtspanischsprachige Konversation wieder mal nicht zu kurz gekommen.

Pisco

Am nächsten Tag stand ein selbstorganisierter Tagesausflug ins Valle de Elqui (Elqui-Tal) auf dem Programm. Dort sollen die Geburts- und Wirkungsstätten der verstorbenen Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Gabriela Mistral eben so zu finden sein wie Weinfelder und Schnappsfabriken sowie magnetische Energien, die Scharen von esoterischen Glückssuchern anziehen. Die Esoterikfreaks waren nicht so präsent, dafür eben andere Touristen. Habe zwei amerikanische ältere Damen einen Weg lang begleitet und mich gefreut, mal wieder Englisch zu sprechen und ihnen mit meinem mäßigen Spanisch weiterhelfen zu können. Das Tal war ein reläxter Ort mit kleinen Dörfchen und ein wenig Grün in der Wüstenlandschaft. Nichts spektakuläres, aber mit hoher Lebensqualität. Haben dort den Grabhügel von Frau Mistral bestiegen sowie eine kleine Tour durch eine Piscofabrik gemacht. Pisco ist der chilenische Nationalschnapps, aus Trauben hergestellt. Und wird zumeist verzehrt in Form von Pisco Sour - mit Zitrone, Zucker und Eigelb. Haut gut rein und schmeckt schön chilenisch süß. Die Peruaner reklamieren den Pisco ebenso wie die Chilenen als ihr Nationalgetränk und ihre Erfindung, nur sollte man die Chilenen lieber nicht darauf ansprechen. Nach Probeverkostung und Schlendern durchs Tal ging es dann jedenfalls wieder zurück nach La Serena. Dort in meinem Hostal haben ein paar chilenische Studenten gegrillt, mich prompt eingeladen und mit denen bin ich dann noch in eine typisch chilenische Disco am Strand gefahren, wo gerade eine Halloweenparty gefeiert wurde (schließlich war es der 31. Oktober). Ich wusste zwar nicht, wo genau und mit wem ich unterwegs war, aber das macht die Sache eben spannender. Habe es geschafft, die Party gut zu überstehen und heil zurückzukommen. Am nächsten Tag bin ich spät aus dem Bett, noch kurz an den Strand, wo das Wetter aber eher mies war und dann die ätzenden sieben Stunden wieder zurück nach Santiago gefahren, die mir viel länger als die Hinfahrt vorkamen.

Valle de Elqui

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