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Blick aus Wohnung

29.09.2005 Santiago

Nach ca. zwei Wochen in Santiago nun mein erster Bericht. Habe mich halbwegs gut eingelebt und wohne zur Zeit noch alleine, aber bald zu zweit mit Martin aus Deutschland in einer schönen zentrumsnahen Wohnung. Die Aussicht von dieser Wohnung aus dem zwölften Stockwerk zeigt das obige Bild. Wenn man Glück hat und sowohl das Wetter schön wie auch der Smog schwach ist, erwartet einen eine wunderbare Stadtansicht: gleich hinter den Wolkenkratzern kann man die majestätischen Ausläufer der Anden sehen – schneebedeckte 5.000er-Gipfel. Diese sind zwar sehr nah, doch durch den Smog verblasst die Ansicht zumeist zu einem blassen Grau. Einen guten Eindruck von der Intensität des Smogs bekommt auf den Bildern beim Eintrag Smog bei Wikipedia.

Blick auf Anden

Teilweise haben mich die Wolkenkratzer in ihrer Architektur auch an jene des Ostblocks erinnert. Aber zumindest sollen wollen die meisten der Bauten erdbebensicher sein mit einen gewissen Flexibilitätsgrad. Desöfteren muss es wohl zu kleinen Erdstößen kommen, ein großes Erdbeben ca. alle zwanzig Jahre. Da das letzte große Beben nun zwanzig Jahre her ist, warten alle daher verheißungsvoll auf das große Beben. Die Bebengefährdung verdankt Santiago seiner Lage an der Grenze zwischen der pazifischen und südamerikanischen Erdplatte. Es gibt nur wenige ältere Gebäude, wie beispielsweise der Palacio de Bellas Artes (Palast der schönen Künste), in dem ein Museum untergebracht ist. Jener ist ganz in der Nähe meiner Arbeitsstelle beim Goethe-Institut Santiago und im Parque Forestal, einem schmalen Grünstreifen mit ein paar Bäumen (mit viel Fantasie ein Wald). Ein wenig mehr Grün würde Santiago und seiner verschmutzten Luft sicher auch ganz gut tun. Neben dem Fluss ist der Rio Mapocho, der zur Zeit reißend schnell scheint. Leider ist dieser wilde Fluß gebändigt worden und in ein trauriges versifftes Betonbett eingefasst worden. So kommt es zwar zu keinen Überschwemmungen mehr, aber der Anblick ist alles andere als schön und der Fluß hat eher den Charakter eines riesigen Abwasserkanals.

Bellas Artes

Die Straßenwege sind vor allem für Autos entworfen, die recht rücksichtslos und ziemlich drauflosbrettern und Fußgängerampeln nur nach Lust und Laune beachten. Und im Gegensatz zu Indien sind die Straßen recht gut und ermöglichen hohe Geschwindigkeiten, so dass Radfahrer oder Rikshas (gäbe es jene denn) keine Überlebenschance hätten. So etwas wie eine Fußgängerzone gibt es auch im Zentrum der Stadt. So ist der Plaza de Armas (unten) der zentrale Platz der Stadt, mit dem Präsidentenpalast, in dem bis vor wenigen Jahren noch die Einschusslöcher des Pinochet-Putsches von 1973 sichtbar waren. Die Flaggen sind gehisst. Das war hier zu meiner Ankunft an jedem Haus so. Denn zum Nationalfeiertag am 18. September schreibt ein Gesetz vor, dass jeder Chilene verpflichtet ist, eine Flagge am Haus zu haben. Das deutet auf eine sympathische Eigenart der Chilenen hin, dass man sie erst zum Nationalismus zwingen muss und nicht von selbst so handeln würde - man denke im Gegensatz dazu an die USA. Zu den Chilenen: weder Chile noch Santiago im Besonderen sind Prototypen von Südamerikanern, sondern sind vergleichsweise europäisch. Im Aussehen schon mal mehr, mal weniger Latino, aber ich falle hier bei weitem nicht so sehr wegen meiner Hautfarbe auf wie in Indien. Auch insgesamt sind zumindest die offensichtlichen Unterschiede von Europa zu Chile bei weitem nicht so groß wie zu Indien.

Plaza de Armas

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